Norland Wind - Selbst eingefleischten Clannad-Fans nicht immer ein Begriff. Von einem deutschen Harfenisten namens Thomas Loefke gegründet sollte sich aber schon bald eine Verbindung einstellen, als die beiden Zwillingsbrüder und Clannad-Bandmitglieder Noel und Pádraig Duggan dazustiessen. Spätestens beim Hören des aktuellen Norland Wind-Albums 'Atlantic Driftwood' lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit nicht mehr verleugnen, hat doch auch Ciaran Brennan daran mitgearbeitet.
2003 ging die Band auf Live-Tournee durch Deutschland und die Tschechei, zu ihrem letzten Konzerttermin am 19.10.2003 im Wasserschloss Klaffenbach bei Chemnitz liess es sich das Team von Clannad-News.de nicht nehmen, dabei zu sein.
Gegen 19:30 Uhr erreichten wir trotz einiger Umwege aufgrund zahlreicher Baustellen das Wasserschloss Klaffenbach. Schon als wir vor eisiger Kälte zitternd vom Parkplatz zum Schlossinnenhof gingen, fiel uns auf, dass wir die Einzigen waren, die weit und breit zu sehen waren. Auch der Parkplatz beherbergte nur ein paar wenige Fahrzeuge und erste Zweifel kamen auf, ob Termin und Ort stimmen sollten. Ein einsames Norland Wind-Plakat am Zugang gab uns schliesslich Sicherheit. Nach erneutem Umherirren im Hof und Nachfragen bei der ansässigen Gaststätte fanden wir dann den richtigen Eingang in das zentrale Gebäude und nahmen unsere bestellten Eintrittskarten an der Kasse in Empfang. Nach der Bezahlung ging es hinauf in das Gebäude, denn der Konzertraum lag, wie uns die nette Kassiererin am Eingang erklärte, oben unter dem Dach. Und sie versicherte uns mit einem Grinsen, dass schon einige Leute da seien. Sie hatte wohl unseren zweifelnden Ausdruck im Gesicht bemerkt.
So kamen wir in den kleinen Saal, in dem das Konzert stattfinden sollte: Ein wunderschöner Raum mit warmen Ambiente, das die verschachtelten Deckenbalken ausstrahlten und gedämpfter Geräuschkulisse. Die Bühne selbst lag nur leicht erhöht, fast auf gleicher Ebene mit dem restlichen Boden und wurde durch eine kleine Brüstung umsäumt. Im Hintergrund der Stuhlreihen hatte man eine kleine Theke aufgebaut, an der Wein und andere Getränke augeschenkt wurde, daneben war noch ein kleiner Verkaufstisch der Band mit CDs, Prospekten u.ä..
Die Zahl der Besucher liess jedoch ziemlich zu wünschen übrig. Bis zum Beginn des Konzerts kamen noch einige Leute, doch waren am Ende vielleicht 30-40 Besucher anwesend, was wir als überraschend wenig empfanden. Zumindest hätte der Raum 2-3 Mal mehr Besucher aufnehmen können. Woran es letztlich lag, lässt sich im Nachhinein nie so genau feststellen, vermutlich hätte man aber einfach mehr Werbung machen sollen. Dem Konzerterlebnis tat dies jedoch keinen Abbruch.
Nach einer längeren Zeit der Wartens und der obligatorischen irischen Überziehung der Anfangszeit kamen die Bandmitglieder auf die Bühne und begannen nach einigen Grussworten von Thomas Loefke mit ihrem Programm. Die Band setzte sich an diesem Abend wie folgt zusammen (in der Reihenfolge auf der Bühne v.l.n.r.): Noel Duggan (Clannad) an der Gitarre und Gesang, Kerstin Blodig an Gitarre, Bouzouki, Bodhrán und Gesang, Thomas Loefke an der Harfe und Maire Breatnach mit Geige und Gesang in der vorderen Reihe sowie Matthias Kießling an Keyboard und Gesang, Padraig Duggan (Clannad) an Bouzouki, Percussion und Gesang und Ian Melrose an Gitarre, Low Whistle und Gesang in der hinteren Reihe.
Das Programm an diesem Abend bestand zum grossen Teil aus Stücken von der aktuellen CD 'Atlantic Driftwood', leider ohne Uillean Pipe, doch wundervoll vorgetragen. Durch die herrliche Resonanz des Konzertraumes und die gute Beschallung konnte man einen einzigartigen Sound geniessen. Die durch Mark und Bein gehende Bodhrán beim 'Waulking Song' wird uns immer in bleibender Erinnerung bleiben und beschert uns auch beim nachträglichen Hören der CD heute noch eine wohlige Gänsehaut.
Während des Auftritts präsentierten einzelne Mitglieder der Band immer wieder Solos, während die anderen dabei die Bühne verliessen. Kerstin Blodig gab mit einer beeindruckenden "Schlag-Darbietung" auf der Gitarre ebenso zum Besten wie Noel und Padraig Duggan a capella oder die anderen Bandmitglieder jeweils mit ihren Instrumenten.
Vor jedem Stück wurde eine kleine Geschichte vorgetragen, sei es zum Stück selber oder zu Begebenheiten während der vergangenen Tour. So berichtete Thomas Loefke beispielsweise davon, wie ihr völlig überladener Tourbus kurz vor Chemnitz von der eifrigen sächsischen Polizei angehalten wurde und man ihnen die Weiterfahrt verweigern wollte. Nur durch ein nettes Gespräch mit einem der Polizisten, bei dem sich heraus stellte, dass die Tochter des besagten Beamten ebenfalls das Konzert besuchen wollte, wurde die Weiterfahrt ausnahmsweise genehmigt. Am Tag darauf sollte der Tourbus nochmal von Kollegen des Polizisten überprüft werden, hoffen wir, dass es dabei keine Probleme gab.
In der Pause ergriffen wir die Gelegenheit und sprachen den auf einem Zuschauerstuhl abseits sitzenden Noel Duggan an. Er war noch sichtlich erschöpft von der Fahrt vom letzten Auftrittsort in der Tschechei nach Chemnitz, was nach seiner Schilderung ca. 9 Stunden dauerte. Trotzdem freute er sich, dass er zum Thema Clannad angesprochen wurde und stand uns Rede und Antwort.
Unsere drängendste Frage war natürlich, ob Clannad überhaupt noch existiere. Er bestätigte dies sehr energisch und meinte, dass es in der Vergangenheit einige rechtliche Probleme gegeben hatte (offensichtlich mit Managements und Plattenlabels, näher wollte er nicht darauf eingehen). Dies hätte auch die Veröffentlichung des schon lange geplanten zweiten Live-Albums verzögert. Bedingt durch diese Probleme wäre die Band auch in eine gewisse Lustlosigkeit und Bequemlichkeit gefallen. Ausserdem würden mehrere Mitglieder der Band mit eigenen Projekten beschäftigt sein (wie er und sein Bruder mit Norland Wind oder Moya Brennan mit ihrem Solo-Projekt), wodurch es ebenfalls Verzögerungen gegeben habe.
Er berichtete dann aber, dass die gesamte Band sich im letzten Jahr zu einem eigentlich sehr tragischen Ereignis wieder traf. Die Tochter ihres langjährigen Managers Shane McDonnell, Marsha, wurde Opfer eines bis heute ungeklärten Mordes. Bei der Beerdigung in einer Kirche in Dublin kamen alle Mitglieder der Band inklusive des 1989 ausgestiegenen Pól Brennans wieder zusammen, um zu Marshas Ehren zu spielen. Nach der Trauerfeier saß man noch zusammen und stellte fest, wie viel Spass es doch immer noch machen würde, gemeinsam zu musizieren. Man verabredete sich also, in Zukunft wieder mehr in Clannad zu investieren.
So wurde nun vor Kurzem ein neues und von Pól Brennan zusammen gestelltes Best of-Album sowie vier klassische Alben als Digital Remastered Versions mit neuem Cover (siehe News) veröffentlicht. Ausserdem, so Noel, werde 2004 nun endlich das lange angekündigte Live-Album erscheinen und eventuell noch ein weiteres Album mit neuem Material.
Noel zeigte sich sehr überrascht über das grosse Interesse an Clannad und über die Tatsache, dass es immer noch Clannad-Fans "da draussen" gebe. Er und sein Bruder hätten in den letzten Jahren viele Stücke arrangiert und geschrieben, die eigentlich für Clannad gedacht waren, aber wegen der Umstände dann für Norland Wind benutzt wurden. Bei diesen Worten war uns endgültig klar, warum der Sound von Norland Wind dem von Clannad in einigen Stücken so unheimlich ähnlich war.
Im restlichen Gespräch mit Noel berichtete er noch von den Erlebnissen mit Norland Wind und erzählte uns, dass man auch überlege, Bandmitglieder von Norland Wind zu zukünftigen Clannad-Projekten als Gastmusiker einzuladen, wie es mit Norland Wind-Gitarrist Ian Melrose schon bei vergangenen Alben von Clannad der Fall war. Er dachte auch laut über die anwesende Maire Breatnach als mögliche Gastsängerin für Clannad nach, sofern Moya Brennan verhindert sein sollte.
Schliesslich glitten wir ein wenig ins Private ab und Noel plauderte noch etwas vom Alltag in Dublin, wo mittlerweile alle Mitglieder von Clannad wohnen würden. Er sagte, wenn man in Dublin sei, solle man durchaus die Augen offen halten, dann würde man bestimmt den einen oder anderen von Clannad treffen.
Nach der Pause und dem aufschlussreichen Gespräch mit Noel Duggan gingen wir in die zweite Hälfte des Konzerts, wo die Band noch einmal richtig aufspielte. Viele wunderbare Stücke wie z.B. "Óró, Sé Do Bheatha 'Bhaile" werden uns lebhaft in Erinnerung bleiben.
Nach über 2 Stunden endete das Konzert mit insgesamt zwei Zugaben und einer sichtlich zufriedenen, aber erschöpften Band. Danach erwarben viele Besucher noch CDs, die sie sich von den anwesenden Bandmitgliedern signieren liessen. Dabei fiel uns erneut auf, wie unproblematisch die Bandmitglieder mit ihren Fans verkehren und auch nach dem Konzert für Fragen, Autogrammwünsche und Gespräche offen sind.
Für uns war das Konzert von Norland Wind eines der schönsten und erlebnisreichsten Events in diesem Jahr. Die Hoffnung auf weitere Konzerte der Band hat sich schon jetzt erfüllt, denn Norland Wind hat für 2004 bereits einen umfangreichen Tourplan veröffentlicht, den man auch bei uns im News-Bereich findet. Ein Besuch eines der nächsten Konzerte sollte für jeden Clannad-Fan zum absoluten Pflichtprogramm gehören!
Wir bedanken uns jedenfalls bei der Band für den gelungenen Abend und wünschen allen ein erfolgreiches Rest-Jahr 2003 und viel Erfolg in 2004!
André Weckeiser/Diana Bambey (Clannad-News.de) 2003