Moya Brennan Solo - Tour "Two Horizons " 2004
Nach unzähligen Jahren der Stille und Entbehrungen erreichte uns die Nachricht wie ein Donnerschlag: Moya Brennan, die Stimme von Clannad, kommt im Rahmen ihrer Tour "Two Horizons" zu Livekonzerten nach Deutschland! Was für eine Meldung, nachdem es viele Jahre ruhig geworden war um die Mitglieder der Band. Dies konnte sich das Team von Clannad-News.de natürlich nicht entgehen lassen und nutzte die sich bietende Gelegenheit, ganz in unserer Nähe in Darmstadt das Eröffnungskonzert zu besuchen.
Nach kurzer Fahrt durch das winterliche Darmstadt erreichten wir in der Stadtmitte die "Zentralstation", die ihrem Namen in Punkto Erreichbarkeit und vorteilhafte Lage mehr als gerecht wurde. Als wir den Konzertraum betraten, machte sich jedoch etwas Ernüchterung breit, denn es sah eher wie vor einem Mainstream-Pop-Konzert aus als nach Irish Folk und Moya Brennan: Der Raum war unbestuhlt, am mehreren seitlichen Theken wurden Getränke verkauft und die höherliegende Bühne mit all ihrer Beschallungs- und Lichttechnik dominierte die Halle. Einzig die auf der Bühne bereit stehende Harfe deutete auf ein musikalisches Erlebnis der anderen Art hin.
Wir suchten uns einen guten Platz vorne an der Bühne, während sich die Halle langsam deutlich füllte. Dabei fiel auf, dass das Publikum so gar nicht dem entsprach, was man als Clannad-Fan erwarten würde, denn die Besucher waren in der überwiegenden Mehrheit recht junge Menschen. Nur selten sah man ältere Semester oder gar mal jemanden mit einem Clannad-Shirt (aber diese gab es auch!).
Schließlich begann das Konzert und Moya betrat mit ihrer Band die Bühne. Sie selbst trug ein blauschwarzes, langes Kleid mit passender, blumenmusterverzierten Corsage, ihre Band war eher unauffällig jugendlich gekleidet.
Schon nach den ersten Stücken bemerkte man die ganz eigene Art der Komposition, die ihr neues Album "Two horizons" ausmacht. Die Stücke sind allesamt sehr atmosphärisch und nicht so klar strukturiert wie "normale" Titel dieser Musikrichtung. Man erkennt gleich, dass Moya mit ihrer Musik eine Geschichte erzählen will. Nicht umsonst bezeichnet sie selbst ihr neues Album als ein "Konzeptalbum", also ein Experiment der anderen Art. So muss man sich als Zuhörer darauf einlassen und sich - auch als Clannad-Fan - von den alten Gewohnheiten lösen, um mit "Two horizons" klar zu kommen. Uns ist das auf dem Konzert nicht so recht gelungen, wobei das weder an Moya noch an der Band lag, sondern einfach an dem Konzept der Musik, die stellenweise recht eindimensional wirkt. Erst beim späteren Hören in den heimischen vier Wänden entfaltete sich das Album für uns zu seiner wahren Größe.
Vor Ort wurden die Titel sehr routiniert und ausgefeilt vorgetragen. Ihre Band, bestehend aus Musikern mit akustischer Gitarre, Bass, Keyboards, Geige, Uilleann Pipes und verschiedenen Whistles, ein Schlagzeug und natürlich zwei keltischen Harfen, trug die Stücke routiniert und musikalisch punktgenau vor. Moya erzählte zu jedem Titel eine ausführliche Geschichte; man merkte, wie sehr ihr daran gelegen war, dass das Publikum ihr neues Konzept der Musik versteht. Dem Applaus nach ist ihr das auf jeden Fall gelungen.
Zwischen den Titeln des neuen Albums durften aber auch andere Stücke nicht fehlen. So präsentierte sie ebenso Titel ihrer vergangenen Solo-Alben wie auch einige alte Clannad-Titel, was für uns Clannad-Fans natürlich den Höhepunkt der Veranstaltung darstellte. Leider hatte ihre Band zwar ihre Mühe, mit den Arrangements von Clannad klar zu kommen und es klang gelegentlich etwas flach (Clannad on stage wäre uns natürlich lieber gewesen!), doch trotzdem konnte man sich einer gewissen Gänsehaut nicht erwehren.
Alle Stücke waren wunderbar gesungen und solide vorgetragen. Die Geschichten, die Moya immer zu den Stücken erzählte,waren manchmal zauberhaft, mal melancholisch und mal sehr lustig.
Auch die Band, die wir bereits (in Teilen) als 'Galladubh' beim letzten Irish Folk Festival erlebt haben, konnten durch musikalische Souveränität und Präzision überzeugen. Vor allem der japanische Bassist war grossartig! Leider blieben alle Musiker fast das gesamte Konzert über fast lethargisch an ihrem Platz und boten optisch wenig Abwechslung. Da hätte man sicher etwas mehr machen können, vor allem bei den schnelleren Titeln. Auch hier war der brilliante japanische Bassist die einzige Ausnahme.
Doch trotz allem sind einige Sachen etwas kritisch aufgefallen.
Es kam uns so vor, dass das Publikum vor allem bei den alten Clannad-Songs richtig mitging (und es waren VIELE junge Leute da) und auch der Applaus danach erschien lauter und energischer als bei den Two Horizons-Titeln.
Gerade bei den Clannad-Titeln merkte man, dass die Band stimmlich nicht an das Niveau von Ciaran, Pol, Noel und Padraig herankam. Bei einigen alten Songs vermisste man die restliche Band doch schon sehr.
Man hatte auch den Eindruck, dass Moya offensichtlich sehr überrascht war, dass Clannad-Fans da waren und sie glaubte wohl auch, dass diese älter sein müssten. Auf Nachfrage an das Publikum, ob denn Clannad-Fans anwesend seien, kam eine derart überschwengliche Reaktion zurück, dass Moya sichtlich stockte und mit verwundertem Blick ihre Verwunderung kund tat, wieso sie dann sowenig ältere Personen sehe.
Offensichtlich glaubt Moya tatsächlich, dass es kaum noch Clannad-Fans gibt und wenn es welche gibt, sind sie jenseits der 40. Dies deckt sich auch mit den Aussagen von Noel und Padraig Duggan bei vergangenen Interviews.
Spricht, mailt oder postet man mit Fans, weiss man, dass es nicht so ist! Clannad hat immer noch eine grosse Fangemeinde in Deutschland (und nicht nur hier, wenn man die Verkaufszahlen des aktuellen Albums sieht!) und es sind sehr viele jüngere Leute dabei, die die Band nur durch ihre CDs entdeckt haben.
Wir hoffen, dass Moya und ihre Band dies bald realisieren! Zumindest sollte sie es an dem Abend in Darmstadt bemerkt haben und in weiteren Städten erleben.
Zu guter Letzt kam es uns noch so vor, als ob man nicht auf eine zweite Zugabe eingestellt war. Es dauerte sehr lange (unendliches Klatschen!) und Moya kam auch nur alleine und ohne Band, was verwunderlich war. Sichtlich überrascht trug sie ein kurzes Solostück vor und nach kurzem Dank wurde trotz abermaligem rauschenden Applaus die Halle erleuchtet.
Das Konzert war auf jeden Fall ein grosses Erlebnis, auch für uns als Clannad-Fans der neueren Generation! Hoffen wir, dass wir noch mehr solcher schönen Momente erleben und Moya den richtigen Eindruck mit nach Hause nimmt. Am Ende sorgt dies doch vielleicht dafür, dass wir eines Tages Clannad wieder live erleben dürfen!
Diana & André Weckeiser (Clannad-News.de) 2004
Norland Wind - Selbst eingefleischten Clannad-Fans nicht immer ein Begriff. Von einem deutschen Harfenisten namens Thomas Loefke gegründet sollte sich aber schon bald eine Verbindung einstellen, als die beiden Zwillingsbrüder und Clannad-Bandmitglieder Noel und Pádraig Duggan dazustiessen. Spätestens beim Hören des aktuellen Norland Wind-Albums 'Atlantic Driftwood' lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit nicht mehr verleugnen, hat doch auch Ciaran Brennan daran mitgearbeitet.
2003 ging die Band auf Live-Tournee durch Deutschland und die Tschechei, zu ihrem letzten Konzerttermin am 19.10.2003 im Wasserschloss Klaffenbach bei Chemnitz liess es sich das Team von Clannad-News.de nicht nehmen, dabei zu sein.
Gegen 19:30 Uhr erreichten wir trotz einiger Umwege aufgrund zahlreicher Baustellen das Wasserschloss Klaffenbach. Schon als wir vor eisiger Kälte zitternd vom Parkplatz zum Schlossinnenhof gingen, fiel uns auf, dass wir die Einzigen waren, die weit und breit zu sehen waren. Auch der Parkplatz beherbergte nur ein paar wenige Fahrzeuge und erste Zweifel kamen auf, ob Termin und Ort stimmen sollten. Ein einsames Norland Wind-Plakat am Zugang gab uns schliesslich Sicherheit. Nach erneutem Umherirren im Hof und Nachfragen bei der ansässigen Gaststätte fanden wir dann den richtigen Eingang in das zentrale Gebäude und nahmen unsere bestellten Eintrittskarten an der Kasse in Empfang. Nach der Bezahlung ging es hinauf in das Gebäude, denn der Konzertraum lag, wie uns die nette Kassiererin am Eingang erklärte, oben unter dem Dach. Und sie versicherte uns mit einem Grinsen, dass schon einige Leute da seien. Sie hatte wohl unseren zweifelnden Ausdruck im Gesicht bemerkt.
So kamen wir in den kleinen Saal, in dem das Konzert stattfinden sollte: Ein wunderschöner Raum mit warmen Ambiente, das die verschachtelten Deckenbalken ausstrahlten und gedämpfter Geräuschkulisse. Die Bühne selbst lag nur leicht erhöht, fast auf gleicher Ebene mit dem restlichen Boden und wurde durch eine kleine Brüstung umsäumt. Im Hintergrund der Stuhlreihen hatte man eine kleine Theke aufgebaut, an der Wein und andere Getränke augeschenkt wurde, daneben war noch ein kleiner Verkaufstisch der Band mit CDs, Prospekten u.ä..
Die Zahl der Besucher liess jedoch ziemlich zu wünschen übrig. Bis zum Beginn des Konzerts kamen noch einige Leute, doch waren am Ende vielleicht 30-40 Besucher anwesend, was wir als überraschend wenig empfanden. Zumindest hätte der Raum 2-3 Mal mehr Besucher aufnehmen können. Woran es letztlich lag, lässt sich im Nachhinein nie so genau feststellen, vermutlich hätte man aber einfach mehr Werbung machen sollen. Dem Konzerterlebnis tat dies jedoch keinen Abbruch.
Nach einer längeren Zeit der Wartens und der obligatorischen irischen Überziehung der Anfangszeit kamen die Bandmitglieder auf die Bühne und begannen nach einigen Grussworten von Thomas Loefke mit ihrem Programm. Die Band setzte sich an diesem Abend wie folgt zusammen (in der Reihenfolge auf der Bühne v.l.n.r.): Noel Duggan (Clannad) an der Gitarre und Gesang, Kerstin Blodig an Gitarre, Bouzouki, Bodhrán und Gesang, Thomas Loefke an der Harfe und Maire Breatnach mit Geige und Gesang in der vorderen Reihe sowie Matthias Kießling an Keyboard und Gesang, Padraig Duggan (Clannad) an Bouzouki, Percussion und Gesang und Ian Melrose an Gitarre, Low Whistle und Gesang in der hinteren Reihe.
Das Programm an diesem Abend bestand zum grossen Teil aus Stücken von der aktuellen CD 'Atlantic Driftwood', leider ohne Uillean Pipe, doch wundervoll vorgetragen. Durch die herrliche Resonanz des Konzertraumes und die gute Beschallung konnte man einen einzigartigen Sound geniessen. Die durch Mark und Bein gehende Bodhrán beim 'Waulking Song' wird uns immer in bleibender Erinnerung bleiben und beschert uns auch beim nachträglichen Hören der CD heute noch eine wohlige Gänsehaut.
Während des Auftritts präsentierten einzelne Mitglieder der Band immer wieder Solos, während die anderen dabei die Bühne verliessen. Kerstin Blodig gab mit einer beeindruckenden "Schlag-Darbietung" auf der Gitarre ebenso zum Besten wie Noel und Padraig Duggan a capella oder die anderen Bandmitglieder jeweils mit ihren Instrumenten.
Vor jedem Stück wurde eine kleine Geschichte vorgetragen, sei es zum Stück selber oder zu Begebenheiten während der vergangenen Tour. So berichtete Thomas Loefke beispielsweise davon, wie ihr völlig überladener Tourbus kurz vor Chemnitz von der eifrigen sächsischen Polizei angehalten wurde und man ihnen die Weiterfahrt verweigern wollte. Nur durch ein nettes Gespräch mit einem der Polizisten, bei dem sich heraus stellte, dass die Tochter des besagten Beamten ebenfalls das Konzert besuchen wollte, wurde die Weiterfahrt ausnahmsweise genehmigt. Am Tag darauf sollte der Tourbus nochmal von Kollegen des Polizisten überprüft werden, hoffen wir, dass es dabei keine Probleme gab.
In der Pause ergriffen wir die Gelegenheit und sprachen den auf einem Zuschauerstuhl abseits sitzenden Noel Duggan an. Er war noch sichtlich erschöpft von der Fahrt vom letzten Auftrittsort in der Tschechei nach Chemnitz, was nach seiner Schilderung ca. 9 Stunden dauerte. Trotzdem freute er sich, dass er zum Thema Clannad angesprochen wurde und stand uns Rede und Antwort.
Unsere drängendste Frage war natürlich, ob Clannad überhaupt noch existiere. Er bestätigte dies sehr energisch und meinte, dass es in der Vergangenheit einige rechtliche Probleme gegeben hatte (offensichtlich mit Managements und Plattenlabels, näher wollte er nicht darauf eingehen). Dies hätte auch die Veröffentlichung des schon lange geplanten zweiten Live-Albums verzögert. Bedingt durch diese Probleme wäre die Band auch in eine gewisse Lustlosigkeit und Bequemlichkeit gefallen. Ausserdem würden mehrere Mitglieder der Band mit eigenen Projekten beschäftigt sein (wie er und sein Bruder mit Norland Wind oder Moya Brennan mit ihrem Solo-Projekt), wodurch es ebenfalls Verzögerungen gegeben habe.
Er berichtete dann aber, dass die gesamte Band sich im letzten Jahr zu einem eigentlich sehr tragischen Ereignis wieder traf. Die Tochter ihres langjährigen Managers Shane McDonnell, Marsha, wurde Opfer eines bis heute ungeklärten Mordes. Bei der Beerdigung in einer Kirche in Dublin kamen alle Mitglieder der Band inklusive des 1989 ausgestiegenen Pól Brennans wieder zusammen, um zu Marshas Ehren zu spielen. Nach der Trauerfeier saß man noch zusammen und stellte fest, wie viel Spass es doch immer noch machen würde, gemeinsam zu musizieren. Man verabredete sich also, in Zukunft wieder mehr in Clannad zu investieren.
So wurde nun vor Kurzem ein neues und von Pól Brennan zusammen gestelltes Best of-Album sowie vier klassische Alben als Digital Remastered Versions mit neuem Cover (siehe News) veröffentlicht. Ausserdem, so Noel, werde 2004 nun endlich das lange angekündigte Live-Album erscheinen und eventuell noch ein weiteres Album mit neuem Material.
Noel zeigte sich sehr überrascht über das grosse Interesse an Clannad und über die Tatsache, dass es immer noch Clannad-Fans "da draussen" gebe. Er und sein Bruder hätten in den letzten Jahren viele Stücke arrangiert und geschrieben, die eigentlich für Clannad gedacht waren, aber wegen der Umstände dann für Norland Wind benutzt wurden. Bei diesen Worten war uns endgültig klar, warum der Sound von Norland Wind dem von Clannad in einigen Stücken so unheimlich ähnlich war.
Im restlichen Gespräch mit Noel berichtete er noch von den Erlebnissen mit Norland Wind und erzählte uns, dass man auch überlege, Bandmitglieder von Norland Wind zu zukünftigen Clannad-Projekten als Gastmusiker einzuladen, wie es mit Norland Wind-Gitarrist Ian Melrose schon bei vergangenen Alben von Clannad der Fall war. Er dachte auch laut über die anwesende Maire Breatnach als mögliche Gastsängerin für Clannad nach, sofern Moya Brennan verhindert sein sollte.
Schliesslich glitten wir ein wenig ins Private ab und Noel plauderte noch etwas vom Alltag in Dublin, wo mittlerweile alle Mitglieder von Clannad wohnen würden. Er sagte, wenn man in Dublin sei, solle man durchaus die Augen offen halten, dann würde man bestimmt den einen oder anderen von Clannad treffen.
Nach der Pause und dem aufschlussreichen Gespräch mit Noel Duggan gingen wir in die zweite Hälfte des Konzerts, wo die Band noch einmal richtig aufspielte. Viele wunderbare Stücke wie z.B. "Óró, Sé Do Bheatha 'Bhaile" werden uns lebhaft in Erinnerung bleiben.
Nach über 2 Stunden endete das Konzert mit insgesamt zwei Zugaben und einer sichtlich zufriedenen, aber erschöpften Band. Danach erwarben viele Besucher noch CDs, die sie sich von den anwesenden Bandmitgliedern signieren liessen. Dabei fiel uns erneut auf, wie unproblematisch die Bandmitglieder mit ihren Fans verkehren und auch nach dem Konzert für Fragen, Autogrammwünsche und Gespräche offen sind.
Für uns war das Konzert von Norland Wind eines der schönsten und erlebnisreichsten Events in diesem Jahr. Die Hoffnung auf weitere Konzerte der Band hat sich schon jetzt erfüllt, denn Norland Wind hat für 2004 bereits einen umfangreichen Tourplan veröffentlicht, den man auch bei uns im News-Bereich findet. Ein Besuch eines der nächsten Konzerte sollte für jeden Clannad-Fan zum absoluten Pflichtprogramm gehören!
Wir bedanken uns jedenfalls bei der Band für den gelungenen Abend und wünschen allen ein erfolgreiches Rest-Jahr 2003 und viel Erfolg in 2004!
André Weckeiser/Diana Bambey (Clannad-News.de) 2003